Formenlehre ist ein in der Regel wenig geschätztes, mit Argwohn betrachtetes Gebiet der Musik. Sie wird verdächtigt, die Kompositionen zu musikfernen Schemata verkümmern zu lassen, in eine Systematik zu pressen und auf leblose Begriffe zu reduzieren. Sind diese Vorwürfe berechtigt? Gibt es wirklich nur diese Möglichkeiten, über die Form in der Musik nachzudenken und sich darüber zu äußern?
Clemens Kühn wählt einen vollkommen anderen Weg. Den Grundriss der Darstellung bieten die Formideen und die formalen Gestaltungsprinzipien selbst in ihren geschichtlichen Verwandtschaften oder Wandlungen und in ihren verschiedenen konkreten Erscheinungsformen. Dieser Ansatz sucht den Einblick in Wesen und Art formalen Gestaltens und die sich darin niederschlagende musikalische Denkweise.
Diese Formenlehre will neben sachlichen auch geschichtliche Zusammenhänge begreiflich machen, das ideell Wesenhafte herausarbeiten und zugleich anreizen, weiterzuarbeiten und selbständig mit Musik umzugehen.