Zum Mozartfest Würzburg verfasste Cornelia Boese allerhand Hintergründiges und Hintersinniges über das Salzburger Genie:
In flotter Versform erfahren Sie Witziges über Mozarts Aussehen, sein Verhältnis zu Frauen, seine Neckereien mit Musiker-Kollegen, seinen Vogel, seine Tanzwut, seine Reisen und nicht zuletzt seine Spottlust, die auch den rätselhaften Titel der Gedichtsammlung „Gaulimauli“ – ein Zitat aus dem Kanon KV 232 – hervorbrachte.
Leseprobe:
Sängerstar
Es ist ein Fakt und kein Gemogel:
Der Mozart hatte einen Vogel!
Der urkundlich Erwähnte war
ein kleiner, talentierter Star.
„Jetzt werd‘ ich Farinelli…!“ dacht‘ sich
der Piepmatz siebzehnvierundachtzig,
als Mozart ihn zum Freund erwarb,
und der drei Jahre, bis er starb,
bei seinem A und O logierte
und eifrig den Gesang studierte.
Tatsächlich konnt‘ das kluge Tier
das Rondothema des Klavier-
konzerts in G-Dur lauthals pfeifen
und sich dabei auch nicht verkneifen,
den großen Wolfgang Amadé
zu foppen (er pfiff „gis“ statt „g“,
und eh‘ das Phrasenende nahte,
verharrte er auf ’ner Fermate …)
Zu dieser Story interviewt
(ob sie auf Tatsachen beruht)
bestätigen Ornithologen,
daß Stare, mit Geschick erzogen,
verblüffend musikalisch sei’n.
So stellte Mozart einen Stein
mit selbstverfaßter Poesie
aufs Grab von Mister Tirili
und schrieb darauf in Miniatur
’nen Zweiundzwanzigzeiler zur
Erinn’rung an den Sängerstar,
in dem er darum bat, ein paar
der Tränchen um den Schalk zu weinen.
Als Nachfolger erstand er einen
Kanarienvogel, den er liebte,
weil er schön zwitscherte und piepte,
doch nicht nach höh’ren Künsten strebte,
und der den Mozart überlebte.