Die Welt der Bachkantaten gleicht einem musikalischen Kosmos, der alle bis zum Barock zur Blüte entwickelten musikalischen Formen in sich aufgenommen und assimiliert hat: das geistliche Lied, die Motette, das Madrigal, das Concerto, die italienische Kammerkantate, sogar den Tanz und nicht zuletzt, mit Rezitativ und Arie, wichtige Elemente der Oper und des Oratoriums. Ausgestattet mit diesem Reichtum an Formen und musikalischen Möglichkeiten wurde die Kantate zur zentralen Gattung der protestantischen Kirchenmusik im 18. Jahrhundert.
Wir müssen davon ausgehen, dass die erhaltenen Kantaten nur etwa zwei Drittel der Werke umfassen, die Bach in dieser Gattung tatsächlich geschrieben hat, ein beträchtlicher Teil also als verloren gelten muss. Von den überlieferten 220 Kompositionen sind ca. 200 für den gottesdienstlichen Gebrauch bestimmt gewesen, nur etwa 20 (hier scheinen die Verluste am größten zu sein) waren für weltliche Ereignisse (Hochzeiten, Geburtstage, Huldigungen und andere Festlichkeiten) komponiert - und nicht selten auch vom Auftraggeber gut bezahlt worden.