Moderne Klarinettentechnik

Die Bereitstellung von modernen Studienmaterial für Klarinette ist eine seitens zahlreicher Praktiker in jüngster Zeit immer wieder erhobene Forderung. Da jedoch langjährige methodische Erfahrungen von Instrumentallehrern beweisen, daß die sehr oft rein zum technischen Selbstzweck geschaffenen Etüdensammlungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts heute nur noch bedingt den Anforderungen des Instrumentalunterrichts genügen, habe ich mich in dem vorliegenden, für den fortgeschrittenen Klarinettisten geschriebenen Werk bemüht, eine Verschmelzung von instruktiver instrumentaler Technik und musikalisch-gestalterischen Fragen anzustreben.

Als Grundlage der Studien dient die zweite der insgesamt sieben Leitern, die der bekannte französische Komponist und Musiktheoretiker Olivier Messiaen als „Modes mit begrenzten Transpositionsmöglichkeiten“ beschreibt. Diese melodisch reizvolle Skala findet namentlich in der Musizierpraxis unseres Jahrhunderts bewußt oder unbewußt immer wieder Verwendung und stellt, abgesehen von den rein grifftechnischen Schwierigkeiten, in lesetechnischer wie vor allem aber in gehörsmäßiger Sicht an den Schüler erhebliche Anforderungen.

Im herkömmlichen Sinn definiert, handelt es sich bei der vorliegenden Tonskala um zwei ineinander geschobene, gebrochene verminderte Septakkorde. Als Grundlage für die nachfolgenden Spielübungen dienten schematischen Skalen, die bei III, IV, V und VIII erkennbar, bei VI, VII und IX größtenteils systematisch ineinander verwoben sind. Die eingangs (Seite 5, 1. System) angegebenen fünf Artikulationsmöglichkeiten sind bei allen Leiterstudien anzuwenden. Dresden, Herbst 1967 Friedrich-Wilhelm Sternberg